Prof. Dr. theol. Margot Käßmann verharmlost biblische Massenmorde

Alan Posener hat Frau Dr. Käßmann als eine theologische Niete bezeichnet. Sie habe fälschlich behauptet, Josef sei bei der Geburt Jesu nicht der Ehemann Marias gewesen, und der andere biblische Josef habe seinen eigenen Traum (und nicht den des Pharao) gedeutet. Ich finde, dass Herr Posener da etwas zu weit geht. Mag ja sein, dass die ehemalige Bischöfin und Ratsvorsitzende der EKD nicht ganz bibelfest ist, aber sie hat sich nur geirrt.

Für skandalös halte ich hingegen die folgenden Passagen aus ihrer gerade gehaltenen Antrittsvorlesung an der Ruhruniversität Bochum:

„Mose führt in der biblischen Erzählung das ganze Volk Israel aus Ägyptenland in die Wüste und schließlich bis zur Grenze des gelobten und verheißenen Landes. Dort werden die Israeliten kämpfen müssen, um ihre Kultur zu behaupten gegen die vorhandene Kultur des Landes Kanaan. Und immer wieder gibt es Auseinandersetzungen, ob denn das Volk abtrünnig sei, wenn es Kult und Religion der Völker vor Ort annehme, sich zu sehr assimiliere, statt die Differenz zu leben. Fremd sein oder anpassen, integrieren oder okkupieren, abgrenzen oder assimilieren, das Eigene und das Andere – es sind Themen, die die Bibel auf faszinierende Weise durchbuchstabiert. … Der Prophet Elia hingegen wettert gegen die Baalspropheten und legt sich blutig mit Königin Izebel an.“

Frau Käßmann verharmlost hier göttlich inspirierte Völkermorde sowie Massenmord, Mord, Raub, Verschleppung und Vergewaltigung im Namen des Herrn und tauft diese um in „Kultur behaupten“, „Auseinandersetzungen“, „die Differenz leben“, und „wettern“. Theolügie vom Feinsten, die die Inhumanität, die in der Bibel die Regel und nicht die Ausnahme ist, verschleiern soll.

Auch wenn es sich hier „nur“ um biblische Legenden handelt: gerade der jüdische Teil der Bibel – und das sind etwa zwei Drittel dieser Sammlung alter Schriften alter priesterlicher Chauvinisten – hat uns für die Lösung der heutigen Probleme wenig zu bieten. Es sei denn, man will mit ihrer Hilfe verdeutlichen, wohin religiöse Wahnvorstellungen führen können. Jedenfalls hat die Bibel mit den uns heute „heiligen“ Werten wie Meinungsfreiheit, Demokratie, Gleichberechtigung, Religionsfreiheit und anderen Menschenrechten wenig zu tun.

Wolfgang Klosterhalfen: Reimbibel. Heitere Aufklärung über den christlichen Aberglauben

6 Antworten to “Prof. Dr. theol. Margot Käßmann verharmlost biblische Massenmorde”

  1. Uwe Lehnert Says:

    Vielleicht in diesem Zusammenhang auch erwähnenswert:
    Von Mose heißt es in einem bewundernden Kommentar in der Einheitsübersetzung (Einheitsbibel), dass er »einer der größten alttestamentarischen Gestalten« sei. Dass er ein gewöhnlicher Mörder war, tut seiner Wertschätzung offenbar keinen Abbruch. Im 2. Buch Mose (Exodus, Kap. 2, 11-14) wird berichtet, dass er einen Ägypter erschlug und verscharrte, weil dieser einen seiner Stammesbrüder geschlagen hatte. Mose wurde dieser Tat wegen angeklagt, entzog sich aber der Bestrafung durch Flucht.

  2. Edgar Dahl Says:

    „Theolügie vom Feinsten“ gefällt mir. Hat die Käßmann jetzt etwa eine Professur bekommen?

    • klosterwolf Says:

      Den Begriff „Theolügie“ habe ich mal im Internet aufgeschnappt.

      Es ist zwar nur eine Gastprofessur, aber es soll ja auch Gastprofessoren geben, die wirklich etwas zu sagen haben. Ein Beispiel: im WS 2005/06 hatte Robert Gernhardt die Heinrich-Heine-Professur an der HHU Düsseldorf inne. Er führte durch das „Haus der Poesie“, und er kannte sich darin aus. Man konnte was von ihm lernen.

  3. Skydaddy Says:

    Was Käßmann da abgeliefert hat, war doch keine Vorlesung, sondern eine lange Predigt. Grässlich!

  4. Wolfgang Klosterhalfen Says:

    „Nichts war gut in Kanaan. All diese Theologen, sie haben uns lange darüber hinweggetäuscht, dass die Israeliten [bei der Landnahme] nun einmal Waffen benutzten und [auf Gottes ausdrücklichen Befehl] eben auch Zivilisten [Kinder, Frauen, Greise] getötet wurden.“
    (Matthias Krause via facebook)

  5. Irgendwer Says:

    Abgrundtief Böses als gut anzusehen und Gutes (Gewissensregungen) als böse zu verwerfen, ist ein elementares Kennzeichen jedes Verklärungswahns. Deshalb halte ich es für kontraproduktiv, die Qerverbindungen von Amt und Aussage in den Fokus zu rücken, ohne die Ursachen (ein über Jahrhunderte vererbter sich stetig intensiver ausbildender Verklärungswahn) zu erwähnen. In solchen Zusammenhängen ist allerdings auch noch das Thema „emotionale Konditionierung“ entscheidend.

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